Was ist Interuni-Seminar?

Das 1978 gegründete Interuni-Seminar ist ein Ferien-Blockseminar, bei dem Studierende, Doktoranden und auch bereits Graduierte verschiedenster Fachrichtungen aus unterschiedlichen Universitäten Japans fünf Tage lang (mit vier Übernachtungen) zusammen Deutsch lernen und auf Deutsch diskutieren. Menschen, die sich bis dahin nicht kannten, kommen freiwillig zusammen, um Deutsch zu lernen, mit Köpfchen zu spielen, mit Deutsch zu denken und auf Deutsch zu diskutieren.

Organisiert wird das alles vom Organisationskomitee des Interuni-Seminars, einer nichtprofitorientierten Gruppe japanischer und deutscher Professoren und Deutschlehrenden aus verschiedenen Hochschulen.

Das Interuni-Seminar findet zweimal pro Jahr statt:

  • Das Juniorenseminar im Frühjahr ist für Deutschanfänger bis zum B2/C1-Niveau. Der Schwerpunkt wird auf Deutschlernen in Gruppen gelegt .
  • Das Sommerseminar ist für Deutschlerner der Mittel- und Oberstufe. Miteinander über bestimmte Themen auf Deutsch zu diskutieren ist hierbei der Schwerpunkt.

≪Die vier „inter-„s≫

Das Interuni-Seminar trägt einen recht ungewöhnlichen Namen, der darauf hinweist, dass das Seminar durch den Geist von vier „Inter-„s getragen ist:

interuniversitär: Teilnehmer kommen von verschiedenen Hochschulen Japans zusammen. (Der Ursprung des Namens „Interuni-Seminar“ liegt eigentlich hierin.)

interdisziplinär : Studierende und Doktoranden der verschiedenen Fachgebiete überschreiten die Grenzen ihrer eigenen Fächer und diskutieren miteinander.

interkulturell :Japaner, die sich für Kultur und Gesellschaft Deutschlands und Europas interessieren, Muttersprachler aus deutschsprachigen Ländern sowie inzwischen auch Gäste aus Korea überwinden die Grenzen ihrer eigenen Kulturen und Staatsangehörigkeiten, diskutieren mit- und lernen voneinander.

Inter-Lernen: Dieses neue Wort drückt aus, dass alle, egal ob Studierende oder Lehrende, jung oder alt, Frau oder Mann, Deutsche oder Japaner, über solche Unterschiede hinaus miteinander offen und egalitär diskutieren und voneinander lernen wollen.

Selbstreflexion

Über die genannten vier „Inter-“s hinaus ebenso wichtig ist die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Gemeint ist damit die Bewusstmachung der eigenen Befangenheit durch die Selbstverständlichkeiten der eigenen Kultur und deren Überwindung durch Diskussionen und Begegnungen mit den fremden Kulturen. Das Interuni-Seminar soll ein geeigneter Ort der Selbstreflexion sein, indem die Japanischsprechenden deutsche Kultur bzw. deutsche Muttersprachler japanische Gesellschaft kennen lernen und miteinander diskutieren. Die durch Begegnung mit der fremden Kultur erst möglich werdende Frage: „Wo stehe ich eigentlich?“ führt einen oft zur selbstkritischen Standortbestimmung und zum soziokulturellen Hinterfragen der eigenen Gesellschaft.

Wenn man sich durchs Deutschlernen gleichzeitig von seinen eigenen Denkweisen und kulturellen Selbstverständlichkeiten distanzieren, diese objektivieren und kritisch zu betrachten lernen kann, so wäre dies vielleicht eins der ertragreichsten Nebenprodukte beim Lernen einer Fremdsprache.

In den Interuni-Seminaren, und zwar nicht nur im thematisch orientierten Sommerseminar, sondern auch im didaktisch konzipierten Juniorenseminar für Deutschanfänger, verfolgen wir das Ziel, dass die intellektuellen Anregungen nicht nur zur Verbesserung der Sprachkompetenz sondern auch zur kritischen Reflexion beitragen

Interuni-Seminar ist keine Sprachschule

In diesem Sinne ist das Interuni-Seminar keine bloße „Sprachschule“. Denn unser Ziel ist nicht nur Deutsch zu trainieren, auf Deutsch zu plappern oder zu plaudern. Ausgehend von der Realität, dass Deutsch in Japan meist an den Hochschulen unterrichtet wird, meinen wir, dass Deutsch für die japanischen Studenten anders beigebracht werden soll als in den Schulen. Entgegen der allgemeinen Verschulungstendenz des Deutschunterrichts in Japan wollen wir deshalb ehrgeizig dabei bleiben, das intellektuelle Interesse der studentischen Teilnehmer zu respektieren und dadurch die beiden schwer zu vereinbarenden Ziele „Verbesserung der Deutschkompetenz“ und „inhaltliche Diskussionen“ gleichzeitig zu verfolgen. Konkret heißt dies, dass die Teilnehmer, wenn sie Deutsch lernen, gleichzeitig aktuelle Sachverhalte und Probleme der modernen Gesellschaft angehen und darüber auf Deutsch interkulturell und intellektuell zu diskutieren versuchen sollen.

Lernen wir mit dem Geist der vier „Inter-“s gemeinsam und neugierig neue Perspektiven kennen! Öffnen wir uns ein neues Fenster mit Deutsch und suchen wir uns dadurch neue intellektuelle Begegnungen!

Auch die japanischen und deutschsprachigen Lehrer sind genauso wie die Studierenden neugierig und wissensdurstig. Sie sind deshalb keine Lehrer im Sinne einer Sprachschule, wo die Lehrenden einseitig zu unterrichten haben, sondern sie sind allesamt zum Interuni-Seminar gekommen, um Anregungen zu bekommen und gemeinsam mit den Studierenden Überlegungen zu den Themen anzugehen.


Jeder Einzelne spielt die Hauptrolle!

Deshalb ist das Interuni-Seminar vom Geist der Freiwilligkeit aller Beteiligten getragen. Alle Teilnehmer, Studierende wie die Lehrende nehmen freiwillig teil, wobei die wichtigsten Teilnehmer die einzelnen Studierenden sind.

In diesem Sinne spielt jeder einzelne Teilnehmer die Hauptrolle beim Interuni-Seminar. Lasst uns weiterhin gemeinsam ein großartiges Seminar auf die Beine stellen!