Vom 7. bis 11. März fand in Heiwa-sô am Yamanakako-See zum 40. Mal das interuniversit:re Juniorenseminar statt (Thema u.a. siehe unsere Ausschreibung hier).
52 studentische TeilnehmerInnen (darunter neben Gymnasiasten auch Absolventen) besuchten diesmal das Seminar. Dazu kamen neun deutsche Studierende als PraktikantInnen sowie 16 LehrerInnen, und damit war das Gästehaus Heiwa-so bis auf den letzten Platz besetzt.
Das Seminar begann am 7.3. mit der Gruppeneinteilung und Phonetikübungen, und am ersten Abend gab es schon den ersten Unterricht in den Gruppen, die frisch gebildet wurden. Der erste Unterricht war dazu da, um das Eis zu brechen.
Bereits am zweiten Tag entwickelte sich eine Art Gruppengefühl zwischen den japanischen und deutschen Teilnehmern. Insgesamt gab es in den ersten drei Tagen fünf Mal Gruppenunterricht von jeweils 180 Minuten.



Das Interuni-Seminar ist aber weit mehr als eine Sprachschule. Hier werden die Teilnehmer nicht intellektuell unterfordert, wie es im Fremdsprachenunterricht für Studenten leider oft der Fall ist. Im Gegenteil: Sie werden aufgefordert, sich intellektuell mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen, die sie bisher noch nie mit der deutschen Sprache in Verbindung gebracht haben. Das Programm begann bereits damit, dass sie vor Beginn des Seminars die „Hausaufgabe“ erhielten, sich aus dem Rahmenthema („Zukunftsfenster – Ein Blick auf die nächsten Jahrzehnte“) ein Thema auszuwählen, das sie interessierte. Die Teilnehmer kamen ins Seminarhaus, nachdem sie sich dazu bereits einige Gedanken gemacht und Materialien gesammelt hatten. So bildeten sich in der zweiten Hälfte dese Seminars, diesmal unabhängig von den Deutschkenntnissen der einzelnen Teilnehmer, acht neue Gruppen zu den Themen: [Umwelt], [Lookism], [Kinderbetreuung und Arbeit], [Geisteswissenschaften], [Künstliche Intelligenz], [Leben in der Zukunft], [Politik] und [Migration]. Am dritten und vierten Tag des Seminars diskutierten diese Gruppen ihre eigenen Fragen, tauschten ihre Meinungen aus und erarbeiteten gemeinsam Präsentationen auf Deutsch. Es ist natürlich eine frustrierende Herausforderung, vor allem für die Deutschanfänger unter den Teilnehmern, die eigenen intellektuellen Interessen in einer fremden Sprache auszudrücken. Sie werden aber von den deutschen Studenten als Praktikanten, aber auch von den fortgeschrittenen Kommilitonen in der gleichen Gruppe solidarisch unterstützt. Diese Erfahrung motivierte sie, noch intensiver Deutsch zu lernen und Vertrauen in die eigene Fähigkeit zu gewinnen, sich auf Deutsch zu verständigen. So erlebten sie spannende Begegnungen mit der deutschen Sprache, wie sie im alltäglichen Deutschunterricht an der Universität nur selten möglich sind.



In diesem Jahr hatten wir die Ehre, Frau Marei Mentlein, eine in den deutschen und japanischen Medien sehr aktive Journalistin, als Gast begrüßen zu dürfen. Am Nachmittag des vierten Tages, als die Gruppenpräsentationen fast abgeschlossen waren, führten wir mit Frau Mentlein eine lebhafte Diskussion auf Japanisch und Deutsch über die Herausforderungen, denen sich die japanische und die deutsche Gesellschaft in naher Zukunft stellen müssen. Es wurde auch viel über Politik diskutiert (u.a. auch darüber, warum japanische Jugendliche nicht über Politik reden wollen). Die fröhliche Stimmung dieser spannenden Diskussionsrunde kann man sicher an den Gesichtern der Teilnehmer auf dem Photo oben auf dieser Seite ablesen.

Am vierten Abend fand ein großes Abschlussfest statt. Nachdem ein Quiz und diverse Spiele wie „Reise nach Jerusalem“ oder „Topfschlagen“ für viel Gelächter gesorgt hatten, zeigten die Teilnehmer nacheinander ihr großes Talent bei Darbietungen auf dem Klavier und der Gitarre. Einer der Höhepunkte war die spektakuläre Tanzvorführung des vor Ort gegründeten Deutsch-Japanischen Tanzteams: „Sterbende Schwane & Yosakoi-Sôran“. Am letzten Tag hielten dann die acht Gruppen ihre Präsentationen, und so ging das diesjährige Interuni-Seminar erfolgreich zu Ende.




Interuni ist ein wundersames Seminar, bei dem sich jedes Jahr neue Teilnehmer erst zögerlich mit einem großen Fragezeichen im Kopf zusammenfinden: „Was wird das für ein Seminar?…“ Aber am Ende haben alle mit viel Spaß intensiv Deutsch gelernt und neue Freunde gefunden. An diesem 40. Jubiläumsseminar scheinen aber besonders motivierte Menschen teilgenommen zu haben, denn bei jedem Anlass waren wir Organisatoren überrascht über die langen Mails, Kommentare und Berichte von ihnen, wie wir sie hier auf Japanisch auszugsweise wiedergeben. Es ist wirklich ein kleines Wunder, dass jedes Jahr ein idealer Ort zum Deutschlernen und Diskutieren von 50 bis 60 Studierenden entsteht, die sich vorher nicht kannten. Unser Dank gilt in erster Linie diesen besonders motivierten japanischen und deutschen Studierenden, die freiwillig am Interuni-Seminar teilgenommen haben, aber natürlich auch den Lehrenden, die dieses Seminar regelmäßig ehrenamtlich unterstützen und innovative Ideen in ihrem Unterricht umsetzen. Wir Organisatoren wollen Interuni-Seminare weiter regelmäßig planen, um auch zukünftigen Studierenden die einzigartige Umgebung zum „intellektuellen Deutschlernen“ bieten zu können.

